Ausstellung zum Roman „Daniel“

Die Warendorfer Künstlerin Beate Trautner hat anlässlich der Veranstaltung „Die Oststraße leuchtet“ in Warendorf eine Ausstellung mit Fotos zu Texten aus meinem Roman „Daniel“ gestaltet. Hier die Textauszüge und weiter unten die Fotos.

  1. Partnerwahl.de

Daniel wartete noch eine Woche, doch Ilona meldete sich nicht. Dann gab er es auf, denn er war es nicht mehr gewohnt, einer Frau hinterherzulaufen. Zumal es sich um einen One-Night-Stand handelte. Bei Ilona allerdings hätte er schon eine Ausnahme gemacht. Er hatte sie sogar gegoogelt. Doch auch das ohne Erfolg. Zwei Wochen Warten waren genug.

Schließlich meldete er sich bei einer Kontaktseite im Internet an. Allerdings nicht, um jemanden fürs Bett zu finden, wie er gegenüber Petra gescherzt hatte. Denn dafür brauchte er tatsächlich kein Internet. Stattdessen Partnerwahl.de, für einen Monat gratis im Probeabo. Vielleicht würde ja etwas passieren. Etwas Ernsthaftes. Warum sollte er es nicht einmal versuchen?

  1. Im Kino

Daniel wunderte sich. Seit wann war Petra so verlegen?

»Hör mal, es ist einfach passiert, eher zufällig«, sagte er.

Er hatte ihr nicht alles erzählt. Keine Details. Auch nicht, dass sie sehr bald nach ihrem Gespräch in den Sesseln zu Ilona gegangen waren.

»Ich mag sie«, sagte er stattdessen, »und ich würde sie gerne wiedersehen.«

Das war nicht gelogen. Sie gefiel ihm wirklich.

»Das ist ja mal was Neues«, erwiderte Petra schnippisch, »aber vielleicht klappt es ja. Wäre echt gut für dich.«

Im Grunde hatte es ja schon geklappt, zumindest der erste Schritt, dachte Daniel, während er Petra von der Seite her anblickte. Sie schwieg jetzt, starrte auf die Leinwand.

Er mochte Petra und sie war mit der Zeit eine gute Freundin geworden. Bisher war ihnen kein einziges Mal Sex oder der Wunsch danach dazwischen gekommen. Zumindest war das auf seiner Seite so. Was Petra wirklich von ihm hielt, ob sie mehr von ihm wollte oder nicht, das wusste er nicht.
Anfangs hatte er gedacht, sie sei lesbisch, aber jetzt glaubte er das nicht mehr. Sie war auf jeden Fall eine gute Ratgeberin, doch über sich selbst sprach sie so gut wie nie. Was seiner Ansicht nach bei Frauen eher selten vorkam. Er schätzte Petra auch deswegen sehr. Vielleicht hätte er ihr nichts von Ilona erzählen sollen. Aber sonst wollte sie immer wissen, mit wem er sich traf.

Er war froh, als der Film endlich begann.

  1. Marina

Sie war eher unauffällig. Nicht die Frau, nach der sich jedermann umdrehte. Auch Daniel wäre sie nicht aufgefallen, wäre sie ihm auf der Straße begegnet.

Hier jedoch sah er sie an. Schon eine ganze Weile. So wie er gerne Leute beobachtete. Vor allem Frauen.

Davon waren nicht allzu viele da an diesem Montagabend. Also sah er die dort hinten an, die an der Theke lehnte und mit einer Freundin sprach.

Jetzt wollte er sie erst einmal genauer anschauen. Sie war dunkelblond, hatte das mittellange Haar zum Zopf gebunden. Zwei Strähnen hingen ihr ins Gesicht, auf jeder Seite eine. Es sah so aus, als habe sie sich bewusst so frisiert. Nachlässig, aber gewollt. Das mochte er.

Er würde sie ansprechen.

»Sag mal, du bist doch öfter hier.«

Nicht sehr originell, aber vermutlich würde das ausreichen.

Sie sah ihn erstaunt an. Lächelte aber, als sie ant-wortete: »Nein, zum ersten Mal heute. Wieso?«

Sie hatte reagiert, er wusste nun, dass er weitermachen konnte.

»Ach, ich dachte, ich hätte dich hier schon gesehen. Bist du allein da?«

»Nein, mit einer Freundin, aber komm doch mit rüber, wir sitzen da hinten, an der Theke, wie du.« Sie lachte und wies dorthin, wo ihre Freundin auf sie wartete.

Es ging noch einfacher als erwartet.

Die Frau hieß Marina, war freundlich, ein wenig zu aufgekratzt vielleicht, aber das änderte sich bei solchen Frauen oft schlagartig, sobald er mit ihnen allein war. Und so war es auch mit Marina.

Ihre Freundin blieb nicht lange, und so saß er mit Marina an der Bar und trank mit ihr Bier. Ziemlich viel Bier.

Je mehr sie tranken, umso weniger redete Marina.

Was ihm nur recht war.

Zu geschwätzige Frauen mochte er nicht.

Als sie fast gar nichts mehr sagte, gingen sie zu ihr.

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ARD Alpha

Der Bayerische Rundfunk war im Dezember 2016 bei mir zu Gast, um mich über das Schreiben zu befragen. Die ganze Sendung habe ich schon einmal gepostet. Hier der Beitrag mit meinem Interview.